Nonnenroth

Nonnenroth

Dieser nördlich der Kernstadt gelegene Stadtteil besitzt eine auf einer Bergkuppe weithin sichtbare Kirche, die das Wahrzeichen Nonnenroths ist. Die spätromanische Kirche, die als Wehrbau errichtet wurde. Von dem ursprünglichen Gemäuer ist allerdings nur noch der alte Chorturm erhalten. Die herrliche Lage führte dazu, dass hier nach dem letzten Kriege die ersten Wochenendhäuser, so genannte „Zweitwohnungen“, entstanden.
Die erste urkundliche Erwähnung des im Waldgebiet zwischen Horloff und Wetter liegenden Stadtteils erfolgte in der Zeit der Hohenstaufer 1271 unter dem Namen Nunrode. Als weitere Erwähnungen zu verzeichnen sind 1504 (Nunrode), 1698 (Nunroth), seit 1798 Nonnenroth. Der Name bezeugt die Entstehung des Dorfes durch Rodung.

Nonnenroth

Neben Villingen, Langsdorf und dem schon damaligen Mittelpunkt Hungen gehörte es im 13. Jahrhundert zur Hersfeldischen Mark. 1592 wurde Hungen mit den Dörfern Villingen, Röthges, Langsdorf und Nonnenroth selbstständige Grafschaft unter Otto von Braunfels, nachdem die Reformation in Nonnenroth vollzogen war. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachte dem kleinen Ort viel Not, Leid und Verwüstung, da die alte „Heerstraße“, von Hungen über den Galgenberg durch Nonnenroth nach Grünberg führend, stets viele Truppenbewegungen zu verzeichnen hatte.
Während sich die Städte bis um das Jahr 1800 mit dem Bau von Wall und Graben, starken Mauern, Toren und Wehrtürmen gegen Feinde schützten, mussten die kleinen Landgemeinden zu einfacheren Befestigungsmitteln greifen. Den äußeren Kranz des Dorfes bildeten – in Nonnenroth noch an einigen Stellen sehr gut sichtbar – die aneinander gebauten Scheunen. Dahinter wurden Graben und Wall mit einer Dornenhecke, dem Hain, rund um das Dorf angelegt. Der Hain hat am Kirchberg bis heute seinen Namen erhalten. Die Oberpforte und Unterpforte waren in Nonnenroth die gesicherten Ein- und Ausgänge, die nachts geschlossen und morgens von den Hirten beim Viehaustrieb geöffnet wurden.

Die Wehrkirche bot ihren Einwohnern Schutz und Zuflucht. Sie steht auf einer Basaltkuppe hoch über dem Dorf. Der massive Teil des Turms stammt noch von der alten Wehrkirche aus dem 13. Jahrhundert, deren Schiff nur so breit war wie der Turm. 1755 wurde die „neue Kirche“ wieder feierlich eingeweiht, nachdem 1749 der Turm und der Dachstuhl durch einen Blitzschlag vollkommen abgebrannt waren. Auch die beiden Glocken waren zerstört worden. Die Gebrüder Bach aus Hungen gossen 1786 eine neue Glocke, die heute noch im Turm hängt. Der Guss kostete die Gemeinde 19 Gulden und 3 Kreuzer. Ein Teil des Kirchhofs wurde bis 1859 als Schulgarten genutzt. Bis zur Renovierung durch die Gemeinde (1923 im Inneren, 1924 außen) war an der westlichen Giebelseite noch der alte, kleinere Giebel zu erkennen. Bei der Renovierung 1923 wurden die Füllungen an den Emporen mit Blumen- und Früchtemotiven ausgemalt, an die Decke kam das kreuztragende Lamm. Die Bilder der vier Apostel kamen wieder in die Füllungen unter der Orgel.

Nonnenroth

Bis etwa 1850 war Nonnenroth ein reines Bauerndorf. Man erzielte ob des kargen roten Bodens niemals hohe Erträge wie vergleichsweise unsere Landwirte in den Stadtteilen der Wetterau. 1914 zählte man in Nonnenroth 70 Häuser mit 365 Einwohnern. Die bäuerliche Gemeinde hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend zur Arbeiterwohngemeinde gewandelt und zählt als Stadtteil Hungens (seit 1. Januar 1972) im Jahr 1986 595 Einwohner und 152 Häuser. Am 31. Dezember 2003 waren es 746 Einwohner.